Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.“ Das Herbstgedicht von Rainer Maria Rilke benötigt 2022 eigentlich einen Superlativ. Denn der Sommer war in vielem übergroß – heiß, trocken; manche Frucht ist klein geblieben darüber. Mancher Landwirt schaut mit Sorge in den Einkaufswagen. Und nicht nur der. Heiß war und ist es auf der Weltbühne: Ukraine, Armenien, Kirgistan, Tadschikistan.

Und viele schauen mit Sorge in den Einkaufswagen. Fragen sich, was sich in ein paar Monaten noch hineinlegen lässt und auf was man vielleicht lieber verzichtet; wie voll sich der Einkaufswagen dann noch präsentieren wird.

Der Sommer war sehr groß und wir finden uns in einer Zwischenzeit wieder, die selbst in den letzten beiden Jahren wohl nicht so voller Unsicherheit und Ungewissheit war. Es ist eine Zeit, die Jahr für Jahr wie ein Scharnier zwischen den Zeiten steht: im Zurückblicken und sich vergewissern, was war und wovon wir leben und im Vorausblicken auf die „stade Zeit“. Spannend wird sein, wie wir in diesem Jahr in beides hineinfinden.

In den Advent, der auch in diesem Gemeindeboten bereits seine Lichter in den Herbst hineinleuchten lässt. Und auch in den Rückblick zuvor, ins „Erntedanken“,
von dem Heribert Prantl in der SZ kürzlich meinte, es falle 2022 wohl eher aus – denn der Sommer war sehr groß. Das Herbstgedicht von Rainer Maria Rilke beginnt dabei fast wie ein Gebet: „Herr: es ist Zeit…“.

Uns kann es damit als Scharnier zwischen den Zeiten auch Erinnerung werden: nach hinten und nach vorne ist die Zeit Zeit des HERRN. Sie fällt nicht aus seiner Hand. Auch nicht 2022. Auch heiße, trockene und diplomatiearme Zeit nicht. Auch in diesem Jahr leben wir aus dem Segen Gottes und schauen an Erntedank vielleicht noch einmal besonders gut hin, gerade weil so vieles infrage steht. Und auch in diesem Jahr wird uns die „stade Zeit“ daran erinnern, wie nötig wir das Kommen Gottes in unsere Zeit und Welt immer wieder haben – so deutlich erinnern, wie vielleicht schon lange nicht mehr.

Herr: es ist Zeit.“ Dass wir in den kommenden Wochen und Monaten erfahren, dass alle Zeit Zeit aus und in Gottes Hand ist und wir alle Unsicherheiten in eben seine Hände legen können, das wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Benjamin Schimmel

 

Gemeindebote Eibach 2022 10