„Waldbaden“ wurde 1982 vom japanischen Forstministerium erfunden. Dem Namen nach.

Gut 40 Jahre später kann man auch in unseren Breiten auf der anderen Seite des Erdenrunds immer wieder lesen und gesagt bekommen: das ist der Gesundheitstrend schlechthin. Und nicht nur Förster nicken dazu wissend.

Dass Wald, Bäume, Sträucher eine Wohltat sind für Körper, Geist und Seele ist freilich schon viel länger bekannt. Dem Propheten Jona etwa steigt in alttestamentarischer Zeit ohne baumigen Schatten der Blutdruck beim Blick über Ninive; der Rizinus, den Gott wachsen lässt, kühlt ihm den Kopf äußerlich und innerlich – ein wahrer „Wunderbaum“ (Jona 4).

Wald und Natur halten uns dabei auch mehr und mehr den Spiegel vor Augen, wie wir leben:

wir wissen, was uns gut tut – leben aber oft nicht entsprechend. Leben das Gegenteil.

Wir sehen ganz sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Baden weniger im Wald mit dem bewussten Blick auf das Geschenk der guten Schöpfung als dass wir Ausbeutung von Rohstoffen und Ressourcen suchen. Dass wir uns damit am Ende selbst das Wasser abgraben, lässt sich auch in diesem Sommer weltweit schmerzhaft erleben.

Die biblischen Erzählungen wollen uns immer wieder dahin bringen, dass wir bewusst und genau und ehrlich hinschauen auf uns und diese Welt. Und darauf, wie Gott uns darin entgegenkommt. So, dass wir bewusst in seiner Schöpfung „baden“ und gesegnet weitergehen zum Segen für andere.

In dieser Spur sind wir als Gemeinde in die Welt gestellt. In dieser Spur soll darum auch immer wieder der Gemeindebote sein: zum Hinschauen, bewusst leben, dankbar weitergehen. Im besten Fall wird uns so immer wieder das, was auf dem Weg liegt, zum Rizinus, zum Wunderbaum, zur „Palma Christi“, wie er lateinisch auch heißt: zu einem Zeichen, das uns an Gottes Gegenwart und Segen erinnert, mit dem wir leben dürfen und auch entsprechend leben sollen. Viele solcherlei Bäder durch den Sommer hindurch wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Benjamin Schimmel

Gemeindebote Eibach 2022 08